Zur Geschichte des Turmes "Dicker Heinrich"
Aus der Chronik ist zu entnehmen, dass der Turm wahrscheinlich zur Zeit der spätromanischen Bischhofspfalz gebaut wurde (um 1250). Während der Hussitenkriege (um 1430) diente er als Wehrturm und war Bestandteil der Befestigungsanlage um die Domfreiheit. Ende des 15. Jahrhunderts wurde der Turm teilweise abgerissen und umgebaut. 1693 diente er als Teehaus.
Nach der Herzogszeit wird er zum Geräteraum umfunktioniert. Ende 19. Anfang 20. Jahrhundert versammelten sich wohlhabende Damen zur Handarbeit im Turm. Während der Nazizeit zieht der Fanfarenzug von Merseburg in den oberen Bereich des "Dicken Heinrich“ ein. Danach verfiel und verwahrloste das Gemäuer.
1967 begann auf Initiative der Merseburger Ornithologen und mit Unterstützung staatlicher Stellen der Ausbau des Turmes. Allein der Eigenanteil der Mitglieder hatte einen Umfang von 9702 Arbeitsstunden. Mit dem Ausbau wurden im Wesentlichen drei Ziele realisiert. Zum ersten erhielt die Fachgruppe Räumlichkeiten für die Unterbringung der vom ehemaligen Merseburger Naturkundemuseum übereigneten Tierpräparate (siehe Veröffentlichung Mitteldeutscher Verlag Halle, 2002, Kulturerbe NATUR), zur Aufbewahrung des Fachgruppenarchivs und zur Einlagerung von Gerätschaften. Zweitens eröffnete sich die Möglichkeit Arbeitstreffen und Gruppenabende im Turm durchzuführen und drittens konnten ab 1. Juni 1968 in der oberen Etage des Turmes Ausstellungen zum Natur- und Artenschutz der Öffentlichkeit gezeigt werden. Unter der Bezeichnung Kreiskonsultationsstützpunkt "Ornithologie und Naturschutz – Dicker Heinrich“ wurde diese Einrichtung fester Bestandteil des kulturellen Lebens in der Stadt und dient der Fachgruppe als Werbung über Kreis- und Ländergrenzen hinweg. In den 52 Ausstellungen von 1968 bis 2014 konnten wir insgesamt über 200.000 Besucher begrüßen.
Die notwendigen Kosten für die Ausstellungen werden ausschließlich aus den Beiträgen der Mitglieder und Spenden der Besucher aufgebracht.